Trotz Matratzen, die zwar hart, aber nicht so hart wie in
den Jurten waren, haben wir sehr gut geschlafen. Das kleine ‚Voyage Hotel‘ bot
ein überraschend vielfältiges Frühstück, das leider nicht alle so genießen
konnten.
Pünktlich um 7:50 trafen wir uns alle bei der Rezeption
und warteten auf unsere Fahrzeuge, die uns nach ‚Tatschkent‘ zurückbringen
sollten. Gleich darauf kamen auch schon drei Fahrzeuge angefahren. Zwei
Minibusse und ein PKW. Je fünf Personen wurden den Minibussen zugeteilt, Amelie,
Edith und ich nahmen den PKW. Punkt 08:00 fuhren wir ab.
Nach 20 Km / 35 Min. hielten wir in ‚Margilan‘ bei der
Seidenfabrik ‚Jordgorlik‘. ‚Margilan‘ war bereits im 9. Jahrhundert ein
bedeutender Knotenpunkt an der Seidenstraße und ist seit jeher für seine
hochwertigen Seidenstoffe bekannt. Die ‚Jordgorlik‘ -Manufaktur wurde 1972
gegründet, um die traditionellen Techniken der Seidenproduktion zu erhalten und
weiterzugeben. Heute ist sie die größte ihrer Art in Usbekistan und ein
bedeutendes Zentrum für handgefertigte Seidenprodukte.
Während einer Präsentation wurden uns der
Herstellungsprozess von Seidenraupenzucht, über Kokonverarbeitung hin bis zum Färben
und Weben anschaulich gezeigt. Hier werden alle Prozessschritte noch in reiner
Handarbeit durchgeführt.
Die Seidenraupenzucht ist momentan in vollem Gange. Die
Raupen werden drei Mal täglich mit Maulbeerbaumblättern gefüttert.
Beginnen sich die Raupen zu verpuppen, wird ihnen ein Plastiknetz
in ihren Käfig gelegt. Jede Raupe sucht sich nun ein Loch in dem Netz und
beginnt dort mit der Verpuppung.
Die durch die Verpuppung entstandenen Kokons werden
eingesammelt, in heißem Wasser gekocht oder gedämpft, wodurch die Puppe im
inneren abgetötet wird und sich nicht mehr in einen Schmetterling verwandeln
kann.
Nun werden die Seidenfäden ‚abgehaspelt‘ bzw.
abgewickelt. Dazu werden viele Konkons in eine Schale geworfen und mit einem
Stab wird aus ca. zehn Konkons der Seidenfaden geholt. Diese zehn Seidenfäden werden
dann zu einem einzigen Faden auf einer Spule abgewickelt.
Um färbige Seidenfäden zu erhalten, werden sie mit
natürlichen Mitteln und garantiert ohne chemische Zusatzstoffe gefärbt.
Es gibt auch die Möglichkeit Seidenstücke in Ganzem
einzufärben. Dazu werden die weißen Seidenfäden bis zu einer Länge von 240 Metern und einer Höhe von bis zu 40 cm aufgespannt. Danach wird die ganze Bahn gefaltet, bis sie nur mehr zwei Meter mißt. Dann kommt der Dekorateur
und zeichnet an, wo und wie mit welcher Farbe gefärbt werden soll. Dadurch wiederholt sich auf der ganzen Bahn das Motiv alle zwei Meter. Durch
Abbinden bzw. Freigeben von den angezeichneten Stellen und dem anschließenden
Farbbad, von der hellsten bis zur dunkelsten Farbe, entsteht dann das
gewünschte Muster.
Farbige Fäden kann man auch zu schönen Teppichen weben.
Dazu muss man nur mit beiden Händen gleichzeitig an den richtigen Schüren
ziehen und mit den Füssen eines der acht Pedale zur richtigen Zeit drücken, dann
ist das keine Hexerei.
Zum Ende der Präsentation wurde uns gezeigt, wie man mit
wenigen Handgriffen durch richtiges Ab- und Aufbinden der Seide und dem Färben
in der richtigen Reihenfolge schnell einige wunderbar gefärbte Seidentücher erzeugen
kann.
Als allerletzter Punkt unseres Besuches wurden wir noch
in den Verkaufsraum geführt, wo unzählige Stücke auf Käufer warteten.
Nach gut eineinhalb Stunden war unser Besuch bei der
Firma beendet und wir setzten uns in unsere Autos, um den langen Weg zurück
nach Taschkent anzutreten. Ca. 250 Kilometer lagen jetzt vor uns.
Wir fuhren auch über den ‚Kamchik‘-Pass, der in 2.268 m
Höhe liegt und täglich von bis zu 15.000 Fahrzeugen passiert wird. Ein Stück
unterhalb des Passes hielten wir an, um kurz die Aussicht zu genießen. Leider
hatten wir nicht genügend Zeit, um auf der Hängebrücke herumzuspazieren.
Dies war der letzte Stopp für drei Stunden. Obwohl es
immer wieder etwas zu sehen gab und die Fahrweise der meisten
Verkehrsteilnehmer aufsehenerregend war, waren wir froh gegen 16:00 endlich in
unserem ‚Hotel Milan‘ angekommen zu sein. Da wir Vorgestern schon in diesem
Hotel genächtigt hatten, fühlten wir uns hier fast schon wie zu Hause. Unser
Hauptgepäck, dass wir hier gestern Morgen hier deponiert hatten, war auch noch
da, was uns natürlich sehr freute.
Anschließend war ein wenig Ruhen angesagt, bevor wir mit
Amelie und Hubert in ein nahegelegenes Restaurant zum Abendessen gingen. Edith
begnügte sich mit ein paar gefüllten Teigtaschen und ich glaubte Hühnerfilet
bestellt zu haben, bekam aber faschierte Hühnerlaibchen. Als Entschuldigung für
ein paar Fehlbestellungen bekamen wir einen Obstteller gratis.
Unsere heutige Tour vom Ferganatal nach Taschkent: